1/12/2011

Ein Ausflug mit Chagall

Vorurteile gegenüber der Malerei Chagalls gab es schon zu seinen Lebzeiten. Eine Gelegenheit selbige aufzuheben oder zu vertiefen gibt es noch bis zum Sonntag, dem 16. Januar im Bucerius Kunst Forum in Hamburg. Marc Chagall. Lebenslinien
Ich selbst bin gern in diesen kleinen musealen Räumen mit gut und also sorgfältig und vor allem aber überschaubar gemachten Ausstellungen. Und diese sind täglich zugänglich.
Nun Chagall und ich. In meiner Jugend bewunderte ich die Kaltnadelradierungen zu Witebsk, Ort seiner Kindheit und Jugend. Samtig schwarze Himmel, fiedelnde Bauern und fliegende Großväter. Später dann er selbst mit der Liebsten ebenda. Wo fliegen, wenn nicht im Himmel? Und diese Himmel tragen! Wer die Bilder von Bonnard, Utrillo und Modigliani sah und mag, darf auch die Chagalls schätzen. 
Chagall ein Artist? Nein ein Zauberer!
Für mich eine Überraschung die Malhaut seiner Bilder. Weg mit den gut gehüteten Vorurteilen. Nicht kunstgewerblich etwa oder gar raffiniert naiv sich gebend.
Ein Maler, der aus dem Kopp malt! Das gefällt mir. Farben erfunden und mit den Sinnen auf dem Malgrund getupft, gewischt, gezeichnet, verworfen und entschieden positioniert. Bilder, die sich auch ohne historisierende Gebrauchsanweisung mitteilen und dabei ein Gefühl von Melancholie und herber Fröhlichkeit fest in die eigene Erinnerungswelt des Betrachters projizieren. Die Malhaut. Der Süchtige weiß, dort finden die Entdeckungsreisen statt.
Wenn irgendwer vor Ort sich findet, der das Personal, geschickt freilich, ablenkt, dann empfiehlt es sich flink dicht mit den Augen in das Bild sich zu bohren, bis recht fern und leise eine akustische Warnung trötet.
Der Maler würde diese Nahwahrnehmung wohlwollend gestatten! Letztlich ist nun mehr auch die pastoseste Stelle durchgetrocknet und die Penetranz der sehr wachsamen und argwöhnenden Wärter sollte schon um der eigenen guten Laune Willen gelegentlich durchbrochen werden. Wer erträgt schon wirklich wohlwollend den jegliche Intimsphäre aufhebenden Kontrollblick eines Uniformierten? Im Moskauer Museum of Modern Art, kurz MOMA genannt, sah ich unlängst einen „Chagall“ mit einem 1 cm²  großem Loch unübersehbar in Bildmitte. Vermutlich war ich nicht der Erste und nicht der Letzte der irritiert  diesen Frevel sah.
Also, nur Mut denen mit lauteren Absichten.   
Marc Chagall. Lebenslinien ein guter Ausflugsort für eine Reise in die Welt des Marc Chagall.






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