3/03/2012

Ein ästhetisches Flirren besetzt Wände: Gert & Uwe Tobias im Kunstverein Hamburg - 28.02.bis 18.11.2012








Im oberen Eingangsbereich
der Ausstellung




Obwohl eine gewisse Voreingenommenheit mich bisher davon abhielt, die hier und da angekündigte Ausstellung der Kölner Brüder Gert & Uwe Tobias zu besuchen, stand ich dann doch heute mittendrin. Einen Moment noch zögerte ich kurz vorher. 3 € Eintritt hätten auch gereicht, um einen köstlichen Milchkaffee anderenorts zu schlürfen. Nun war diese Investition getätigt und erstes widerständiges Hadern galt es zu überwinden. Nach vorne schauen, das war jetzt die frei gewählte Alternative.

Bis zur Decke, und das in großen wundervollen Räumen, wuchern außerordentlich dekorativ und erzählerisch die Arbeiten der beiden Brüder. Sie wuchern in kleinen und in gigantischen Formaten auf Papier und Leinwand. Unschwer zu erkennen und zu erspüren Bezüge zur urheimatlichen Siebenbürgischen Volkskunst.


Detail einer Arbeit der Brüder
in einer Vitrine 

Das allein würde mich kaum stören, sehe ich mich doch als üblichen Bilderverschlinger, der nahezu alles was in seiner Anmutung glaubhaft, gern auch mitteilsam seine Auglinsen passiert im eigenen schier unendlichen Bilderhirnspeicher platziert oder irgendwie da auflöst. Ich habe keine Vorbehalte gegenüber Folklore, solange sie nicht sinnentleert und als Phrase ihrer selbst in Dauerkonjunktur bräsig ins Touristengesicht klotzt. Doch reicht hier allein Absicht und ästhetischer Geschmack?
Die Brüder Tobias  haben hier versucht, so meine ich, diesen Quell zu ihrem sinnlich-formalen bildnerischen "Steinbruch" zu deklarieren. Dieser Eindruck lies mich nicht los. Freilich in mondän zelebrierter, formal sehr ästhetisch erscheinend, so verlockender und oppulent fabulierender Zeitgeistmanier.
Ist das gar schon manieriert?
Dies geschieht hier dazu in Dimensionen, die bei aller Nörgelei meinen Respekt verdienen. Gigantische Holzschnitte in kleinstmöglicher Auflage, las ich dort irgendwo im Begleittext. Handwerklich sehr aufwändig und solide gemacht. Das ist der Moment, der für eine aufrichtige kurze Verneigung taugt.
Als Pedant dazu zu erwähnen wären die zahlreichen auch kleineren Arbeiten auf Papier dominiert von collageartigen Techniken. Im Begleittext lese ich vorsichtige Vergleiche mit Max Ernst und Hannah Höch. Oha! Da lehnt sich aber jemand verdammt weit aus dem Fenster.
Mein Kopp indes hatte seine Not, dem modernistischen ermüdenden Geflimmer und die Transformationsbemühungen vorgeblicher, vorbildlicher Siebenbürgischer Volkskunst zu ergründen oder gar zu verinnerlichen. Sie blieb also draußen, die nobel und weiträumig präsentierte gigantische bunte Bastelarbeit.
Wie dankbar war ich, als sich unerwartet im Hintergrund des fidelen Szenarios ein komplett bildfreier schmaler Raum auftat. Ein ausstellungstechnisch bedingtes Versehen diese Oase der Leere?


Unerwartete Stille im Rücken
der collagierten Bilderflut

Da war sie wieder die Sperre gespeist aus der Lust, mich nicht jedem schrillen originellem Bildspektakel zu öffnen. Ob nun Kunst oder nicht, ich bin gottlob nur ein Bilderangucker mit gut gepflegten Verweigerungsstrategien und dehnungsfähigen Vorurteilen. Die haben allerdings hier nach instinktiver Vorwarnung nur einen viertelstündigen Aufenthalt zugelassen. Zu bunt, zu viel und doch zu originell und so gefällig? Ist das tatsächlich so schon surreal? Ein Adjektiv das Suggestion verspricht, das mich in der Geschichte der Malerei einläd zu Reisen in das ICH, in eine Welt die nicht zu erklären ist, zum Kittgebirge, das die Welt im Innersten zusammenhält. Mir zumindest ist es nicht gelungen, einen Eingang zu finden in diese Bildwelt, die doch so zahlreich Offerten macht.

Zum Neutralisieren erhielten meine so geprüften Augen beim Verlassen dieser traditionsreichen Stätte einmal satt Blau. Der Hamburger Himmel belohnte nun meine neugierige Ausschau im Bildnachwuchs mit monochromer erholsamer Großzügigkeit.
OK ein ein paar Wolkengesprengsel etwas unsauber ausgeschnitten und hier und da zu viel, hier und da vielleicht gar gänzlich überflüssig…


Mehr Informationen zum legendären Hamburger Kunstverein und Abbildungen repäsentativ zur aktuellen von mir besuchten Ausstellung finden sie hier: http://www.kunstverein.de/

Einige Meter weiter geradelt, dann Hinweise auf das Werk einer große Dame der Kunst. Madame Louise Bourgeois in Hamburg. Das jedoch braucht einen anderen Tag.
Dieser Tag, wird mit der Begegnung einer Spinne beginnen, die einen Platz unweit der Alster dominiert. Auf diese ART Okkupation meiner Sinne freue ich mich schon. 


Kaum jemand kann sich diesem Gespinnst entziehen. Wie großartig!







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