1/20/2011

Exempel-Wiepersdorfer Blätter


                                                                                                                                                                                                                

DGK, W. Bl., Nr.16, Paradies, 2010, 21,5 cm x 20,5 cm, Chinatusche und Schlagmetall auf Karton
                                     
 

 
Eines meiner aktuellsten Blätter zur Divina Commedia, entstanden während meines Aufenthalts im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, ist hier abgebildet. Paradiso. Die Reise des Dante in Begleitung von Beatrice zu den Gestirnen durch die neun himmlischen Sphären des Paradieses, beschrieben in dreiunddreißig Gesängen.
Immer wieder lese ich in verschiedenen Übersetzungen und verliere mich dabei gern als Leser in den wundervollen Reisebeschreibungen des Dichters.
Dantes „Die Göttliche Komödie“ hat über die Jahrhunderte zahlreiche Autoren zu eigenen Übersetzungen angeregt. Über 60 Übersetzungen in die deutsche Sprache sind bekannt. Der überwiegende Teil davon widmet sich der am Vorbild orientierten Versform. Eine der ältesten und in Buchform verlegten Prosa-Textausgaben ist die von dem Deutschen Lebrecht Bachenschwanz.  Zwischen 1767 und 1769 in Leipzig im Eigenverlag erschienen, schreibt er anerkennend im „Vorberichte“, heute wohl eher Vorwort genannt, zum großen Dante; Ende des letzten und dritten Gedichts von dem Paradiese:
„Ich lege nunmehr der gelehrten und edeldenkenden Welt die Uebersetzung des dritten und letzten Dantischen Gedichts von dem Paradiese vor Augen. Ich gestehe es frey, daß mir die schwere Uebersetzung dieser drey außerordentlichen Gedichte auch eine außerordentliche Mühe verursacht hat. Und ich bekenne es öffentlich, daß meine hülflose Schulter unter der Last einer so schweren Arbeit oft gezittert, und mein Fuß auf so ungebahnten Wegen oft Fehltritte gethan hat.
Ich habe alle meine Kräfte gesammlet, um eine Unternehmung zu vollenden, über welche selbst weise und gelehrte Fürsten mir ihre Zufriedenheit in den huldreichsten Ausdrücken bezeigt haben. Und Hamburgs, Leipzigs, und andere gelehrte und würdige Kunstrichter haben, als vorzügliche Kenner des Dante, aus Einsicht und Billigkeit, durch ihren unpartheyischen Beyfall, durch ihre bescheidenen Erinnerungen, und durch ihre gütigen Aufmunterungen mir so viel Muth eingeflößet, daß ich solches öffentlich rühmen muß.
Allein werden nicht die erhabenen Wahrheiten in diesen lehrreichen Gedichten vielen Sterblichen von zu herbem, von zu scharfem Geschmacke seyn? - Auf diese Frage, welche Dante, aus Vorsicht, in Paradiese aufwarf, erhielt er daselbst folgende Antwort:
'Deine Stimme, die Stimme der Vernunft, der Tugend, und der Religion, wird gleich dem Winde seyn, der die höchsten Gipfel vorzüglich erschüttert; ein nicht geringes Zeichen einer edlen Seele. Nur einem mit eigener, oder mit fremder Schande befleckten Gewissen wird deine Rede empfindlich und herbe seyn. - Laß daher unreine Seelen immer dadurch verwundet werden. - Denn wird auch deine Rede anfangs von widrigem Geschmacke seyn, so wird sie nachher, wann sie verdauet ist, eine Nahrung zum Leben lassen.' “

Carl Nyholm, ein dänischer Professor, übertrug  „Dante Alighieri Die Göttliche Komödie aus dem Italiänischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Lebrecht Bachenschwanz“ im Jahre 2003 in eine digitale Form und machte so diese nur noch in seltenen Originalausgaben überlieferte Übersetzung aus dem 18.Jh. jedem Interessenten zugänglich. Dank und Respekt für diese schöne Idee und aufwändige Leistung! 





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