1/16/2016

Neue Arbeiten zu Aphorismen von Franz Kafka


Immer wieder beschäftigen mich die Aphorismen Franz Kafkas. Begonnen hatte diese bildnerische Auseinandersetzung, als ich von Freunden 2009 einen Atelieraufenthalt über den Dächern Prags spendiert bekam. Eher zufällig stolperte ich in dieser Zeit über die gesammelten Aphorismen. Ich mag sie sehr. Schon allein wegen ihrer Art Verwirrung und Irritation im Kopf zu stiften. Und natürlich wegen dieser seltsamen schwer zu beschreibenden Kafkastimmung, die einen ergreift, wenn man seine Text liest. Kafka war ein Schwerpunkt meiner Literaturlektüre als ich Jugendlicher war.




Leib, 24x18 cm, Aphorismus 33, Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf Leinwand





Eine Welt in der ich mich damals sehr wohl fühlte. Das machte meine spätpupertäre Einsamkeit deutlich erträglicher. Man war nicht allein in einer einem oft sehr fremden Welt. Ich denke das ging bzw. geht wohl vielen Teanagern so. Zumindest in den Siebzigern des 20. Jhh.
Nun mit dem Abstand der Jahre lotzten mich diese kleinen Textfragmente wieder ein wenig in eine seltsame Stimmung. Es war und ist beinahe zwanghaft, nimmt man Feder und Pinsel in die Hand. Was da in einem entsteht und über die Hand wieder verläßt, bleibt auch mir rätselhaft und wird zu einer scheinbar unvermeidbaren Spur der Begegnung mit Kafkas Zeilen.





Paradies, 19x24,5 cm, Aphorismus 82 Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf Leinwand







An diesem Ort, 20x27,5 cm, Aphorismus 17 Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf Leinwand











Verkehr mit den Menschen führt zur Selbstbeobachtung, 21x30,5 cm, Aphorismus 77 Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf schwerem Bütten





Viele Schatten der Abgeschiedenheit, 21x30,5 cm, Aphorismus 4 Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf schwerem Bütten



Im Mai 2016 werden diese und ähnlich Arbeiten neben anderen Bildern in der Neuen Greifen Galerie in Greifswald zu sehen sein. Ich freue mich auf die kommende Zusammenarbeit mit dem Galeristen Marcus Schramm in Mecklenburg-Vorpommern, der mich nach meinem kürzlich erfolgten Umzug nach Leipzig nun im Norden vertreten wird.





Viele Schatten, 19x24,5 cm, Aphorismus 4 Kafka, 2015, Chinatusche Aquacryl auf Leinwand







1/07/2016

Bilder aus Studentenzeit - Tausch gegen Kulinarisches









B.B. und G.B., 1982, Öl auf Hartfaserpappe, 135cm x 70cm, Foto: G.B.






L.B. Säugling, 1983, Öl auf Hartfaserpappe, 50cm x 40cm, Foto: G.B.




Als Student an der Leipziger Akademie suchte und fand ich während des zweijährigen strengen Grundstudiums Modelle, um mein akademisch Erlerntes am lebenden Beispiel in Bildform zu bringen. Nach den Phasen des Gipsköpfezeichnens und intensiven Studien an in Posen verharrenden Kunsthochschulmodellen war ich dankbar, wenn ich im Freundeskreis „Opfer“ für meine Bildfindungen fand. Natürlich brauchte es nach dem Diplom daselbst noch Jahre, um sich anschließend von dieser Prägung zu „befreien“ bzw. einen mir gemäßen Umgang damit zu finden.
B.B. und G.B. gehörten damals zu meinem engeren Freundeskreis in Leipzig und es gab eine schöne Vertrautheit zwischen uns.
Die junge Familie bekam in dieser Zeit meines Studiums Nachwuchs und ich wollte sowohl die Hochschwangere und unbedingt den dann Neugeborenen L.B. malen. Das tat ich dann auch.

Nun sind über 30 Jahre vergangen und beim Aufräumen meines Speichers in Vorpommern fand ich zahlreiche Arbeiten dieser Zeit wieder, unter anderem auch diese beiden hier gezeigten Bilder.
Ich beschloss im Sommer 2015 den Kontakt wieder herzustellen, der über die Jahrzehnte verloren gegangen war und bot G.B. ein Tauschgeschäft an.
>>> Ein köstliches gemeinsames Gastmahl gegen diese zwei Bilder? Die B.s ließen sich gern darauf ein.

Der Tausch ist zwischenzeitlich vollendet. Ein Wildschmorgulasch vom Hirsch und Reh in Rotweinsauce, dazu hausgemachte Böhmische Knödel + 1 Liter Ur-Krostitzer nebst 1 Wodka „Partisan Belarus“ wechselten im Leipzig-Connewitzer „Waldfrieden“ den Besitzer.
Beide Parteien waren mit diesem Tauschgeschäft sehr zu frieden.
Ich möchte jedoch nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass das eine einmalige Angelegenheit im Kontext persönlicher Vergangenheitsaufarbeitung war, die jedoch potentielle Freunde meiner Kunst nicht zwingend zur Nachahmung animieren möchte. Auf Dauer könnte das die Existenz des allgemeinen Kunstbetriebes nachhaltig gefährden. Als Sympathisant des Naturalienhandels gönnte ich mir diesen Rückfall in diese anachronistische "Zahlungsform". 



 

Bildübergabe an G.B. Ende 2015 in meiner Küche in Leipzig, Foto: G.B.