3/25/2011

INFERNO. CANTO I – Es war die Zeit der ersten Morgenfrühe








DGK, 2011, Es war die Zeit der ersten Morgenfrühe, 15 cm x 20 cm, Aquacryl auf Bütten,  umseitig zitierte Textzeilen  mit Bleistift



Dieses Blatt ist nun nicht mehr erhältlich. Auf Wiedersehen zur Auktion am nächsten Wochenende vom 01.04. bis zum 03.04.2011 auf diesem Blog.


Poi ch'ei posato un poco il corpo lasso,
    ripresi via per la piaggia diserta,
    si` che 'l pie` fermo sempre era 'l piu` basso.
Ed ecco, quasi al cominciar de l'erta,
    una lonza leggera e presta molto,
    che di pel macolato era coverta;
e non mi si partia dinanzi al volto,
    anzi 'mpediva tanto il mio cammino,
    ch'i' fui per ritornar piu` volte volto.
Dante Alighieri


Nachdem ich ruhend neu gestärkt die Glieder, stieg weiter ich empor am wüsten Hange, so daß der feste Fuß stets war der tiefre. Doch sieh! fast schon beim Anbeginn des Steigens erblickt' ein Pardel ich, gar leicht und flüchtig, bedeckt mit einem buntgefleckten Felle; es wollte nie vor meinem Antlitz weichen, ja, schien den Weg mir also zu versperren, daß ich mich öfter schon zur Rückkehr wandte.
Philateles








3/18/2011

INFERNO. CANTO I – Gesang vom Aufbruch mit Vergil











DGK, 2011, Gesang vom Aufbruch mit Vergil, 15 cm x 20 cm, Aquacryl  und Chinatusche  auf  Bütten,  umseitig zitierte Textzeilen  mit Bleistift


Dieses Blatt ist nun nicht mehr erhältlich. Auf Wiedersehen zur Auktion am nächsten Wochenende vom 25.03. bis zum 27.03.2011 auf diesem Blog.


„O delli altri poeti onore e lume
    vagliami 'l lungo studio e 'l grande amore
    che m'ha fatto cercar lo tuo volume.
Tu se' lo mio maestro e 'l mio autore;
    tu se' solo colui da cu' io tolsi
    lo bello stilo che m'ha fatto onore.
Vedi la bestia per cu' io mi volsi:
    aiutami da lei, famoso saggio,
    ch'ella mi fa tremar le vene e i polsi”.
Dante Alighieri


„O du, der andern Dichter Licht und Ehre, der lange Fleiß sei und die große Liebe, mit der nach deinem Buch ich griff, mir günstig. Du bist mein Meister, mein erhabnes Muster, du bist's allein, aus dem ich sie geschöpfet, die schöne Schreibart, die mir Ruhm erworben. Sieh dort das Tier, vor dem ich mich gewendet. Errette mich von ihm, berühmter Weiser, es macht die Adern mir und Pulse zittern!“
Philateles








3/11/2011

INFERNO. CANTO I – Wer du auch sei´st, ob Mensch, ob Schatten









DGK, 2011, Wer du auch sei´st, ob Mensch, ob Schatten, 15 cm x 20 cm, Aquacryl  und  auf Bütten,  umseitig zitierte Textzeilen  mit Bleistift





Dieses Blatt ist nun nicht mehr erhältlich. Auf Wiedersehen zur Auktion am nächsten Wochenende vom 18.03. bis zum 20.03.2011 auf diesem Blog.



Mentre ch'i' rovinava in basso loco,
   dinanzi a li occhi mi si fu offerto
   chi per lungo silenzio parea fioco.
Quando vidi costui nel gran diserto,
   Miserere di me”, gridai a lui,
   “qual che tu sii, od ombra od omo certo!”.
Rispuosemi: “Non omo, omo già fui,..
Dante Alighieri



Indes ich wieder zu dem tiefem Grunde mich stürzte, trat mir einer vor die Augen, der heiser schien durch langgewohntes Schweigen. Als in der großen Wüst' ich den erblickte, rief ich ihm zu: ,O hab' mit mir Erbarmen, wer du auch seist, ob wirklich Mensch, ob Schatten.'
“Nicht Mensch,“ antwortet' er, „gewesen bin ich's;...“
Philalethes








3/04/2011

INFERNO. CANTO I – Gesang vom Verirren des Dante







   
DGK, 2011, Gesang vom Verirren des Dante, 15 cm x 20 cm, Aquacryl  und Chinatusche auf Bütten,  umseitig zitierte Textzeilen  mit Bleistift




Dieses  Blatt ist nun nicht mehr erhältlich. Auf Wiedersehen zur Auktion am nächsten Wochenende vom 11.03. bis zum 13.03.2011 auf diesem Blog.


Poi ch'èi posato un poco il corpo lasso,
    ripresi via per la piaggia diserta,
    sì che 'l piè fermo sempre era 'l più basso.
Ed ecco, quasi al cominciar de l'erta,
   una lonza leggera e presta molto,
   che di pel macolato era coverta;
e non mi si partia dinanzi al volto,
   anzi 'mpediva tanto il mio cammino,
   ch'i' fui per ritornar più volte vòlto.
Dante Alighieri


So bald mein abgematteter Körper nur etwas ausgeruhet hatte, setzte ich meinen Weg durch die wüste Gegend wieder fort, so, daß ich beständig bergan steigen mußte. Und auf einmal erblickte ich da an dem Fuße des Berges ein leichtes und flüchtiges buntschäckigtes Pantherthier. Dasselbe wandte kein Auge von mir. Es hinderte mich vielmehr so sehr im Fortgehen, daß ich mich schon zu verschiedenen Malen umgewandt hatte, wieder zurück zu kehren.
Lebrecht Bachenschwanz







3/01/2011

Wolfgang Tietze lotet im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf Himmel und Hölle aus








DGK, Inferno, VII. Gesang, Styx heißt der Sumpf, den dieser traur´ge Bach da bildet..., 2010, 125 cm x 190 cm, Aquacryl / Tusche auf Aquarellpapier

 


Zwiegespräch eines Malers


Auf dem Ateliertisch von Wolfgang Tietze liegen drei verschiedene Ausgaben der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri, im Hintergrund läuft leise ein Hörbuch mit gleichem Inhalt. Die große altitalienische Jenseitsvision beschreibt Dantes Irrweg, der zuerst durch die unterirdische Hölle führt, wo sündige Menschen von grässlichen, vielgestaltigen Bestien attackiert werden, und schließlich nach der Passage des Fegefeuers im Paradies endet.
Der 1954 in Leipzig geborene Maler Wolfgang Tietze arbeitet sich durch diese 700 Jahre alte Verserzählung. An den darin beschriebenen Szenarien reizt ihn jedoch nicht, sie bloß zu illustrieren. Vor etwa 20 Jahren hat Wolfgang Tietze zum ersten Mal eine Ausgabe der Göttlichen Komödie in den Händen gehalten und seitdem lässt sie ihn nicht mehr los. Als er nun in diesem Sommer als Stipendiat des Landes Mecklenburg-Vorpommern in das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf kam und ihm dort ganz unerwartet ein 100 qm großes Maleratelier mit 51 lichtdurchfluteten Fenstern für seine Arbeit zur Verfügung stand, fasste er nach Vorstudien den Entschluss, großformatige Bilder zu Dantes Werk zu schaffen. So entstanden in den letzten Monaten viele etwa eineinhalb mal zwei Meter große Arbeiten auf schwerem Büttenpapier, die Tietze „Entsprechungen“ nennt. Es ist ein Langzeitprojekt, eine sisyphusartige Suche danach, die Stimmungen der Erzählung in Bilder zu übertragen.
Wolfgang Tietze spricht davon, dass es ja eigentlich eine Anmaßung sei, sich dieses Monumentalwerk der europäischen Kultur, das voller philosophisch-theologischer Bezüge ist, als Ausgangspunkt für das eigene künstlerische Arbeiten zu nehmen. Sein Respekt vor Dante sei groß, aber er lähme ihn nicht. Etwa 4 bis 5 Tage arbeitet Wolfgang Tietze an einem Blatt. Manche nimmt er aber auch über Wochen immer wieder hervor, überzeichnet Stellen, fügt Textfragmente ein und stellt Farbverläufe mit selbst gebauten Pinseln an langen Bambusstöcken her, bis das Blatt für ihn eine „Stimmigkeit“ hat.
Die Farbigkeit seines Dantezyklus macht deutlich: Wolfgang Tietze schließt keine Farbe aus. Durch die hohe Pigmentdichte der verwendeten Aquacrylfarben, einer Mischung aus Acryl- und Aquarellfarben, leuchtet das gesamte Spektrum. Jedes Bild hat eine eigene Stimmung. Die Blätter führen den Betrachter sowohl in unbekannte Höllen, die mit zähnefletschenden Höllenhunden und Affen bevölkert sind, als auch in paradiesartige Welten, in denen schwebende Frauenkörper einen Zugang zu lang Ersehntem versprechen.
Wolfgang Tietze lebt von der Malerei, seine Arbeiten werden in Galerien ausgestellt und verkauft, und er unterrichtete als Gastdozent zuletzt an der Universität in Greifswald. Neben seiner Malerprofession ist er aber auch leidenschaftlicher Musiker und spielt im „Orchestrion Eva Blum“ Schlagzeug, Mundharmonika und Gitarre - jazzige Musik, die durchaus tanzbar ist. Seine Musikalität zeigt sich auch in seinem Wiepersdorfer Dantezyklus: Neben den unterschiedlichsten Farbakkorden tanzen schwarze Linien über die Blätter, formen sich zu Figuren, türmen sich zu Wirbeln auf, um dann wieder in zart-wässerigen Farbverläufen zu verschwinden.

Olivia Franke in der Ostseezeitung vom 09.12.2010




W.Tietze im Atelier Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 2010  Foto: Archiv